Griechisch‑orthodoxe Beerdigung: Die Bedeutung des 40. Tages (σαράντα) erklärt
Der 40. Tag nach dem Tod spielt in der griechisch‑orthodoxen Tradition eine zentrale Rolle. Dieser Artikel erklärt die religiöse Bedeutung, die liturgischen Abläufe und die gebräuchlichen Bräuche rund um die Gedenkfeier (σαράντα) und gibt praktische Hinweise für Angehörige und Gäste.
Was bedeutet der 40. Tag (σαράντα) in der griechisch‑orthodoxen Tradition?
In der griechisch‑orthodoxen Kirche ist der 40. Tag nach dem Tod ein wichtiger Gedenktag, oft σαράντα (saránta) genannt. Es besteht die religiöse Vorstellung, dass die Seele in den ersten Tagen nach dem Tod eine Art Weg oder Prüfung durchläuft und am 40. Tag ein bedeutender Übergang stattfindet. Die Zahl 40 hat biblische Symbolkraft (z. B. 40 Tage der Sintflut, 40 Tage Jesu in der Wüste, Christi Himmelfahrt am 40. Tag) und wird als Zeit der Vollendung verstanden. Deshalb ist das Gedenken am 40. Tag ein Moment, an dem Familie und Gemeinde gemeinsam für die Ruhe der Seele beten.
Welche Gottesdienste und Riten gehören zur 40‑Tage‑Gedenkfeier?
Die 40‑Tage‑Gedenkfeier (Μνημόσυνο, mnimosýno / Panikhída) kann unterschiedliche Formen haben, je nachdem, was die Pfarrtradition vorsieht und wie die Familie es wünscht. Typische Elemente sind:
- Gedenkgottesdienst (Mnimosyno / Panikhída): Ein kurzer Gottesdienst mit Fürbitten für die verstorbene Person, Psalmen und speziellen Gedenkgebeten.
- Heilige Liturgie: Manchmal wird die Erinnerung in Verbindung mit der Göttlichen Liturgie gefeiert, besonders, wenn der 40. Tag auf einen Sonntag fällt.
- Kolyva: Gekochter Weizen (kolyva) mit Zucker, Nüssen und Zuckerstreuseln, symbolisch für das Leben nach dem Tod (»aus dem Acker«). Dieser wird in der Kirche gesegnet und anschließend oft mit den Anwesenden geteilt.
- Kerzen und Ikonen: Aufstellung einer Kerze und Gebet vor der Ikone des Verstorbenen oder vor dem Heiligen Tisch.
- Gräbersegnung: In vielen Regionen wird das Grab besucht und gesegnet, manchmal begleitet von einer kurzen Andacht auf dem Friedhof.
Wie hängt der 40. Tag mit anderen Gedenktagen zusammen?
Die orthodoxe Tradition kennt mehrere wiederkehrende Gedenktage: 3 Tage, 9 Tage, 40 Tage, 3 Monate, 6 Monate, 9 Monate, 1 Jahr und dann jährlich oder an Jahrestagen (Mnimosina). Die erste Reihe (3, 9, 40) ist besonders verbreitet. Die 3‑ und 9‑Tage‑Gedenkfeiern gelten als frühe Fürbitten, die 40‑Tages‑Gedenkfeier markiert einen bedeutenderen spirituellen Übergang.
Warum kolyva? Symbolik und Praxis
Kolyva (κολλύβα) ist ein zentrales Element bei Gedenkgottesdiensten: Hülsenfrüchte oder vorwiegend Weizenkerne, gekocht und gesüßt, oft mit Zimt, Zitronenschale, Nüssen oder Zuckerstreuseln verziert. Die Weizenkörner stehen symbolisch für das neue Leben nach dem Tod (vgl. Johannes 12,24: »Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt…«). Kolyva wird in der Kirche gesegnet und meist im Anschluss an den Gottesdienst an Trauergäste verteilt.
Regionaler und familiärer Spielraum: Was ist verpflichtend?
Es gibt keine einheitliche Pflichtform: Bräuche variieren stark zwischen Ländern, Regionen und Diaspora‑Gemeinden. Manche Familien halten strikt an mehreren Gedenktagen fest, andere wählen nur den 40. Tag oder kombinieren Gedenkfeiern aus praktischen Gründen. In städtischen Gemeinden im Ausland wird der 40. Tag oft am nächsten Sonntag begangen, damit mehr Angehörige teilnehmen können.
Wie verhalte ich mich als Gast bei einer griechisch‑orthodoxen 40‑Tage‑Gedenkfeier?
- Kommt pünktlich und respektvoll gekleidet (dunkle, gedeckte Farben sind üblich).
- Nehmt am Gebet teil oder steht still und respektiert die Atmosphäre der Andacht.
- Wenn kolyva angeboten wird, ist es höflich, zumindest eine kleine Portion anzunehmen.
- Vermeidet laute Gespräche und Handynutzung während des Gottesdienstes.
- Höfliche Beileidsformel auf Griechisch: »Θερμά συλλυπητήρια« (Thermá syllipitíria) — auf Deutsch: ‚Herzliches Beileid‘. Viele sagen auch: »Καλό παράδεισο« (Kaló parádeiso) im Sinne eines guten Paradieses für die Seele.
Häufige Fragen (FAQ)
Ist der 40. Tag ein »Abschiedsritual« oder ein religiöses Muss?
Er ist eher ein religiöses Gedenken als ein zwingendes Sakrament. Die Kirche empfiehlt Gebete und Gedenkfeiern, um für die Ruhe der Seele zu beten, gleichzeitig bleibt es in der Praxis flexibel.
Kann die 40‑Tage‑Gedenkfeier verschoben werden?
Ja. Manche Familien legen die Feier auf den nächsten Sonntag oder einen anderen passenden Termin, besonders wenn viele Verwandte anreisen sollen.
Sollte man Blumen mitbringen?
Bräuche hierzu variieren: Während Blumen bei Beerdigungen üblich sind, ist bei Gedenkfeiern wie dem σαράντα oft kolyva wichtiger. Wenn unsicher, fragt die Familie — sie wird euch sagen, was gewünscht ist.
Praktische Checkliste für Angehörige
- Absprache mit der Pfarrgemeinde: Zeitpunkt und Form der Gedenkfeier klären.
- Kolyva bestellen oder vorbereiten: Viele Kirchen haben Listen von Bäckerinnen oder freiwilligen Helfern.
- Einladung der Verwandten: Datum, Uhrzeit, ob anschließend ein Trauermahl (deipnon) geplant ist.
- Grabpflege und evt. Segnungstermin mit dem Priester absprechen.
- Ggf. Übersetzungen/Erklärungen für nicht‑griechischsprachige Gäste vorbereiten.
Weiterführende Links
Zur Vertiefung kann man lokale kirchliche Hinweise lesen (z. B. orthodoxie‑ludwigshafen.net – Mnimosino) oder Erfahrungsberichte und Traditionserklärungen (z. B. Griechisch ohne Grenzen – Sterbesitten).
Fazit
Die griechisch‑orthodoxe Beerdigung und besonders der 40. Tag (σαράντα) sind starke Ausdrucksformen des Glaubens, der Gemeinschaft und der Erinnerung. Ob als religiöse Pflicht oder familiärer Brauch — das Gedenken dient dem gemeinsamen Gebet für die Ruhe der Seele und der Stärkung der trauernden Gemeinschaft. Wer eingeladen ist, übernimmt am besten respektvolle Kleidung, Teilnahme am Gottesdienst und Wertschätzung gegenüber familiären Traditionen.