Selbstwerthaus: So errichtest du ein stabiles Fundament für deinen inneren Wert
Das Bild vom "Haus des Selbstwerts" macht abstrakte psychologische Zusammenhänge greifbar: Welche Bereiche tragen dich, wo sind Schwachstellen — und wie reparierst du sie? In diesem Artikel lernst du das Modell kennen, übungsorientierte Schritte zur Stärkung und konkrete Tools für den Alltag.
Was ist das Selbstwerthaus?
Das Selbstwerthaus ist ein leicht verständliches Modell, mit dem du dein Selbstwertgefühl visualisieren kannst. Statt nur abstrakt über „Selbstwert“ zu sprechen, stellst du dir ein Haus vor: Dach, Wände, Fundament und Umgebung. Jede Komponente steht für eine Facette deines Selbstwerts — etwa Selbstakzeptanz, Fähigkeiten oder soziale Beziehungen. Das macht sichtbar, welche Bereiche stabil sind und wo Reparaturen nötig sind.
Die vier zentralen Säulen
In vielen Beschreibungen des Selbstwerthauses werden vier Säulen genannt. Eine gängige und praxisnahe Einteilung lautet:
- Selbstakzeptanz / Selbstliebe: Wie sehr kannst du dich so annehmen, wie du bist — inklusive Schwächen?
- Kompetenzen / Fähigkeiten: Was kannst du gut? Welche Fertigkeiten untermauern dein Zutrauen?
- Selbstvertrauen / Selbstwirksamkeit: Wie sicher fühlst du dich, Herausforderungen zu meistern?
- Soziales Netz / Beziehungen: Welche Unterstützung und Rückmeldung bekommst du von anderen?
Das „Dach“ des Hauses steht für dein allgemeines Selbstwertgefühl. Fällt eine Säule aus oder ist brüchig, leidet das Dach — also dein Wohlbefinden.
Warum das Modell so praktisch ist
- Es macht abstrakte Gefühle konkret und bearbeitbar.
- Du erkennst gezielt Handlungsfelder, statt pauschal an "mehr Selbstbewusstsein" zu arbeiten.
- Es lässt sich leicht in Coaching, Therapie oder Selbstarbeit integrieren.
Übung: Dein eigenes Selbstwerthaus bauen (Schritt-für-Schritt)
Dauer: 20–45 Minuten. Material: Papier, Stifte. Alternativ digitale Notiz.
- Skizziere ein Haus: Zeichne ein einfaches Haus mit Dach, vier Wänden (oder Säulen), Fundament und Umgebung.
- Beschrifte die Teile: Ordne jede Wand einer Säule zu (z. B. Selbstakzeptanz, Fähigkeiten, Selbstvertrauen, soziales Netz). Das Fundament kann Werte oder frühe Sicherheit darstellen.
- Bewerte jede Säule: Gib jede Säule eine Punktzahl 1–10 (1 = sehr schwach, 10 = sehr stabil). Benutze Farben: rot (schwach), gelb (mittel), grün (stark).
- Notiere Belege: Schreibe zu jeder Bewertung konkrete Beispiele: „Ich gebe mir selbst Kritik, wenn ich Fehler mache“ oder „Ich bekomme regelmäßig Unterstützung von Freunden“.
- Plane Reparaturen: Formuliere für jede schwache Säule 1–3 konkrete Maßnahmen (z. B. Achtsamkeitsübung, Skill-Training, Kontaktpflege, Grenzen lernen).
- Setze Mini-Ziele: Wähle pro Woche eine kleine Übung (10–30 Minuten), um an einer Säule zu arbeiten. Notiere Fortschritte.
Beispiele für konkrete Maßnahmen
- Selbstakzeptanz stärken: Schreib täglich 3 Dinge auf, die du an dir schätzt; arbeite mit Selbstmitgefühls-Übungen.
- Kompetenzen ausbauen: Führe ein Lernjournal, mache kleine Trainings mit prüfbaren Ergebnissen.
- Selbstvertrauen fördern: Setze dir erreichbare Herausforderungen ("Micro-Commitments") und dokumentiere Erfolge.
- Soziales Netz pflegen: Nimm Kontakt auf, übe das Setzen von Grenzen, suche gezielt nach unterstützenden Gruppen oder Coaching.
Für wen eignet sich das Selbstwerthaus?
Das Modell funktioniert für Einzelpersonen, in Coaching-Sitzungen und in psychotherapeutischen Angeboten. Es ist besonders nützlich, wenn du konkrete Handlungsfelder suchst und visuell arbeiten möchtest. Therapeutische Vertiefung ist sinnvoll bei stark beeinträchtigtem Selbstwert oder frühen Bindungstraumata.
Häufige Stolpersteine und wie du sie vermeidest
- Zu pauschale Ziele: Statt „Ich will Selbstwert“ wähle konkrete, messbare Schritte (z. B. „Ich melde mich einmal pro Woche bei einer Freundin“).
- Perfektionismus: Verbesserungen sind oft langsam. Dokumentiere kleine Fortschritte.
- Vergleichen mit anderen: Nutze die Skala deines eigenen Hauses — nicht die Häuser anderer.
- Nur kognitive Lösungen: Kombiniere Denken mit praktischen Übungen (Körperarbeit, soziales Verhalten, kleine Erfolge).
Weiterführende Ressourcen
Wenn du das Konzept vertiefen möchtest, findest du hilfreiche Artikel und Übungen bei etablierten Anbietern und Praxen. Beispiele:
- therapie.de — Theorien zum Selbstwert
- Westpfalz-Klinikum — Tipps und Strategien
- Beispiel: die vier Säulen des Selbstwertes
Kurze Checkliste: Dein 7-Tage-Plan für ein stärkeres Selbstwerthaus
- Tag 1: Haus zeichnen und Säulen bewerten.
- Tag 2: Für die schwächste Säule 1 konkrete Mini-Aufgabe wählen.
- Tag 3: 10 Minuten Selbstmitgefühls-Übung.
- Tag 4: Kompetenz-Übung (Lern- oder Praxisaufgabe).
- Tag 5: Soziale Verbindung aktiv pflegen (Nachricht, Treffen oder Gruppe).
- Tag 6: Erfolge dokumentieren (kurzes Journal).
- Tag 7: Haus neu bewerten und nächsten 7-Tage-Plan aufstellen.
Abschluss — Was du mitnehmen solltest
Das Modell des Selbstwerthauses hilft dir, Selbstwert nicht als nebulöses Ziel zu sehen, sondern als Ergebnis konkreter, miteinander verbundener Bereiche. Indem du dein Haus regelmäßig prüfst, gezielte Reparaturen planst und kleine, nachhaltige Gewohnheiten einführst, stärkst du dein Fundament langfristig. Fang klein an — die Stabilität deines Hauses wächst mit jedem systematischen Schritt.